Mutterglück
Du weinest, Kind, an meiner Brust:
Sag‘ an, du junges Licht,
Wer schon in deine erste Lust
Dir solche Dornen sticht,
Hier in der Treue sicherm Arm,
Am Mutterbusen liebewarm?
Doch weine nur! Das Menschenherz
Ist einmal so bestellt,
Daß sich die Freude mit dem Schmerz
Im tiefsten Grund gesellt,—
Daß oft in Glückes Überfluss
Die stille Wehmut weinen muß.
Und wie die Mutter singt, erglänzt
Ihr Blick, die Wimper quillt,
Wie, wenn es in den Talen lenzt,
Der Weinstock überschwillt,
Und aufgegangnes Morgenlicht
In seine reichen Tränen bricht.
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