Muttersprache
Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.
Ach, wie trüb` ist meinem Sinn,
Wenn ich in der Fremde bin,
Wann ich fremde Zungen üben,
Fremde Worte brauchen muß,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen als ein Gruß!
Sprache, schön und wunderbar,
Ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
In den Reichthum, in die Pracht,
Ist mir`s doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
Klinge, klinge fort und fort!
Heldensprache, Liebeswort,
Steig empor aus tiefen Grüften,
Längst verscholl`nes, altes Lied!
Leb` auf`s Neu` in heil`gen Schriften,
Daß dir jedes Herz erglüht.
Ueberall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wohl mancher Brauch,
Aber soll ich beten, danken,
Geb` ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken
Sprech` ich wie der Mutter Mund.
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