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    Besuch in Urach (1827)

    Besuch in Urach

    Nur fast so wie im Traum ist mir`s geschehen,
    Dass ich in dies geliebte Tal verirrt.
    Kein Wunder ist, was meine Augen sehen,
    Doch schwankt der Boden, Luft und Staude schwirrt,
    Aus tausend grünen Spiegeln scheint zu gehen
    Vergangne Zeit, die lächelnd mich verwirrt;
    Die Wahrheit selber wird hier zum Gedichte,
    Mein eigen Bild ein fremd und hold Gesichte!

    Da seid ihr alle wieder aufgerichtet,
    Besonnte Felsen, alte Wolkenstuehle!
    Auf Wäldern schwer, wo kaum der Mittag lichtet
    Und Schatten mischt mit balsamreicher Schwüle.
    Kennt ihr mich noch, der sonst hieher geflüchtet,
    Im Moose, bei süß-schläferndem Gefühle,
    Der Mücke Sumsen hier ein Ohr geliehen,
    Ach, kennt ihr mich, und wollt nicht vor mir fliehen?

    Hier wird ein Strauch, ein jeder Halm zur Schlinge,
    Die mich in liebliche Betrachtung fängt;
    Kein Mäuerchen, kein Holz ist so geringe,
    Dass nicht mein Blick voll Wehmut an ihm hängt:
    Ein jedes spricht mir halbvergessne Dinge;
    Ich fühle, wie von Schmerz und Lust gedrängt
    Die Träne stockt, indes ich ohne Weile,
    Unschlüssig, satt und durstig, weiter eile.

    Hinweg! und leite mich, du Schar von Quellen,
    Die ihr durchspielt der Matten gruenes Gold!
    Zeigt mir die urbemoosten Wasserzellen,
    Aus denen euer ewig`s Leben rollt,
    Im kühnsten Walde die verwachsnen Schwellen,
    Wo eurer Mutter Kraft im Berge grollt,
    Bis sie im breiten Schwung an Felsenwaenden
    Herabstuerzt, euch im Tale zu versenden.

    Oh hier ist`s, wo Natur den Schleier reißt!
    Sie bricht einmal ihr übermenschlich Schweigen;
    Laut mit sich selber redend will ihr Geist,
    Sich selbst vernehmend, sich ihm selber zeigen. -
    Doch ach, sie bleibt, mehr als der Mensch, verwaist,
    Darf nicht aus ihrem eignen Rätsel steigen!
    Dir biet ich denn, begierge Wassersäule,
    Die nackte Brust, ach, ob sie dir sich teile!

    Vergebens! und dein kühles Element
    Tropft an mir ab, im Grase zu versinken.
    Was ist`s, das deine Seele von mir trennt?
    Sie flieht, und möcht`ich auch in dir ertrinken!
    Dich kränkt`s nicht, wie mein Herz um dich entbrannt,
    Küssest im Sturz nur diese schroffen Zinken;
    Du bleibest, was du warst seit Tag und Jahren,
    Ohn`ein`gen Schmerz der Zeiten zu erfahren.

    Hinweg aus diesem üpp`gen Schattengrund
    Voll großer Pracht, die drückend mich erschüttert!
    Bald grüßt beruhigt mein verstummter Mund
    Den schlichten Winkel, wo sonst halb verwittert
    Die kleine Bank und wo das Hüttchen stund;
    Erinn`rung reicht mit Lächeln die verbittert
    Bis zur Betäubung süßen Zauberschalen;
    So trink ich gierig die entzückten Qualen.

    Hier schlang sich tausendmal ein junger Arm
    Um meinen Hals mit inn`gem Wohlgefallen.
    O säh`ich mich, als Knaben sonder Harm,
    Wie einst, mit Necken durch die Haine wallen!
    Ihr Hügel, von der alten Sonne warm,
    Erscheint mir denn auf keinem von euch allen
    Mein Ebenbild, in jugendlicher Frische
    Hervorgesprungen aus dem Waldgebüsche?

    O komm, enthülle dich! dann sollst du mir
    Mit Freundlichkeit ins dunkle Auge schauen!
    Noch immer, guter Knabe, gleich`ich dir,
    Uns beiden wird nicht voreinander grauen!
    So komm und laß mich unaufhaltsam hier
    Mich deinem reinen Busen anvertrauen! -
    Umsonst, daß ich die Arme nach dir strecke,
    Den Boden, wo du gingst, mit Küssen decke!

    Hier will ich denn laut schluchzend liegen bleiben,
    Fühllos, und alles habe seinen Lauf!
    Mein Finger, matt, ins Gras beginnt zu schreiben:
    Hin ist die Lust! hab`alles seinen Lauf! -
    Da, plötzlich, hör ich`s durch die Lüfte treiben,
    Und ein entfernter Donner schreckt mich auf;
    Elastisch angespannt mein ganzes Wesen
    Ist von Gewitterluft wie neu genesen.

    Sieh! wie die Wolken finstre Ballen schließen
    Um den ehrwürdgen Trotz der Burgruine!
    Von weitem schon hört man den alten Riesen,
    Stumm harrt das Tal mit ungewisser Miene,
    Der Kuckuck nur ruft sein einförmig Grüßen
    Versteckt aus unerforschter Wildnis Grüne,
    Jetzt kracht die Wölbung, und verhallet lange,
    Das wundervolle Schauspiel ist im Gange!

    Ja nun, indes mit hoher Feuerhelle
    Der Blitz die Stirn und Wange mir verklärt,
    Ruf`ich den lauten Segen in die grelle
    Musik des Donners, die mein Wort bewährt:
    O Tal! du meines Lebens andre Schwelle!
    Du meiner tiefsten Kräfte stiller Herd!
    Du meiner Liebe Wundernest! ich scheide,
    Leb`wohl! - und sei dein Engel mein Geleite!

    Autor: Eduard Friedrich M�rike (1804-1875)
    Titel: Besuch in Urach (1827)
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