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Verhungerter Sänger
Durch öde Fluren geh` ich einsam hin,
Ringsum des Spätherbsts Nebelwolken ziehn.
Ein Rabe krächzend dort vom Wald her fliegt;
Der Bauer drüben seinen Acker pflügt.
Die Sänger sind schon übers Meer entflohn,
Verstummt ist längst ihr süßer Liederton.
Doch sieh! Was liegt denn da am Wegesrand?
Ein toter Fink! Ich nehm` ihn in die Hand.
Die offenen Äuglein sprechen ernst mich an:
„O, wie viel Leid hat man mir angetan!
Am Mohnfeld strich ein Bube seinen Leim. -
Ich klebte dran. - Die Brüder zogen heim.
Ich blieb zurück und hüpfte lang umher;
Doch fliegen - fliegen konnte ich nicht mehr!”
Verstummt ist nun die frohe Sängerbrust,
Aus der einst Lied auf Lied erklang voll Lust.
Wie lang hat er um Nahrung wohl geschrien,
Als er die Brüder sah von dannen ziehn?
Hier hauchte elend er sein Leben aus. -
Ich nahm den toten Sänger mit nach Haus.
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