Die hoffende Seele
Wenn purpurn der Osten am Morgen prangt,
Die Sonne die Fesseln der Nacht durchbricht,
Fühl` ich, wie in tiefer Sehnsucht verlangt
Die Seele nach ewigem Licht.
Und wenn im Westen die Sonne versinkt,
Fragt still meine Seele den goldenen Schein:
„Geht dort, wo strahlend die Sonne mir winkt,
Geht dort die Türe hinein?”
Und in manch heller, lieblicher Nacht,
Wenn still ruht des lauten Tages Gebraus,
Fühl` ich, wie die arme Seele erwacht
Und wie sie sich sehnt nach Haus.
So hör` ich beim prangenden Morgenschein,
Beim goldenen Abendglühn immerzu
Der hoffenden Seele flehendes Schrei`n
Nach ewiger, himmlicher Ruh`!
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