Gebet einer Mutter
Nun erst, o Herr, erkenn` ich dich
Und weiß in deiner Liebe mich
Und alle Zweifel schwinden!
Hab` nah und fern nach dir verlangt,
Nach dir in Leid und Freud` gebangt,
Doch ohne dich zu finden!
Jetzt, in des Lebens Vollgenuß,
Ist mir`s bei meines Kindes Kuß:
Ich hielte dich umschlossen,
Säh` dich, wie`s Mutteraug` nur kann,
In meines Kindes Lächeln an,
Das seine Wang` umflossen.
O Gott, der Liebe nur du bist,
Der mich zuerst geliebt, — nun ist
An mir dein Heil geschehen!
Nun weiß ich, o mein Gott, wie sehr
Du deine Menschen liebst, — und mehr
Als jemals wir`s verstehen.
Ich fühl`von jedem Erdenband,
Vom Glück des Daseins, das ich fand,
Mich selig festgehalten,
Und weiß mich doch, mein höchstes Gut,
Als Teil von dir, in deiner Hut,
Und preise laut dein Walten.
Wie nun so wohl mir ist und klar!
O wollest du mich immerdar,
Mein Kind und mich bewahren!
Und was auch ankommt, — frohlock` ich doch!
Bei dir, — was kann mir andres noch,
Als Liebe widerfahren!
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