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    Metamorphose der Tiere

    Metamorphose der Tiere

    Wagt ihr, also bereitet, die letzte Stufe zu steigen
    Dieses Gipfels, so reicht mir die Hand und öffnet den freien
    Blick ins weite Feld der Natur. Sie spendet die reichen
    Lebensgaben umher, die Göttin; aber empfindet
    Keine Sorge wie sterbliche Fraun um ihrer Gebornen
    Sichere Nahrung; ihr ziemet es nicht; denn zwiefach bestimmte
    Sie das höchste Gesetz, beschränkte jegliches Leben,
    Gab ihm gemess‘nes Bedürfnis, und ungemessene Gaben,
    Leicht zu finden, streute sie aus, und ruhig begünstigt
    Sie das muntre Bemühn der vielfach bedürftigen Kinder;
    Unerzogen schwärmen sie fort nach ihrer Bestimmung.

    Zweck sein selbst ist jegliches Tier, vollkommen entspringt es
    Aus dem Schoß der Natur und zeugt vollkommene Kinder.
    Alle Glieder bilden sich aus nach ew‘gen Gesetzen,
    Und die seltenste Form bewahrt im geheimen das Urbild.
    So ist jeglicher Mund geschickt, die Speise zu fassen,
    Welche dem Körper gebührt, es sei nun schwächlich und zahnlos
    Oder mächtig der Kiefer gezahnt, in jeglichem Falle
    Fördert ein schicklich Organ den übrigen Gliedern die Nahrung.
    Auch bewegt sich jeglicher Fuß, der lange, der kurze,
    Ganz harmonisch zum Sinne des Tiers und seinem Bedürfnis.
    So ist jedem der Kinder die volle reine Gesundheit
    Von der Mutter bestimmt; denn alle lebendigen Glieder
    Widersprechen sich nie und wirken alle zum Leben.
    Also bestimmt die Gestalt die Lebensweise des Tieres:
    Und die Weise zu leben, sie wirkt auf alle Gestalten
    Mächtig zurück. So zeiget sich fest die geordnete Bildung,
    Welche zum Wechsel sich neigt durch äußerlich wirkende Wesen.
    Doch im Innern befindet die Kraft der edlern Geschöpfe
    Sich im heiligen Kreise lebendiger Bildung geschlossen.
    Diese Grenzen erweitert kein Gott, es ehrt die Natur sie;
    Denn nur also beschränkt war je das Vollkommene möglich.

    Doch im Inneren scheint ein Geist gewaltig zu ringen,
    Wie er durchbräche den Kreis, Willkür zu schaffen den Formen
    Wie dem Wollen; doch was er beginnt, beginnt er vergebens;
    Denn zwar drängt er sich vor zu diesen Gliedern, zu jenen,
    Stattet mächtig sie aus; jedoch schon darben dagegen
    Andere Glieder, die Last des Übergewichtes vernichtet
    Alle Schöne der Form und alle reine Bewegung.
    Siehst du also dem einen Geschöpf besonderen Vorzug
    Irgend gegönnt, so frage nur gleich, wo leidet es etwa
    Mangel anderswo, und suche mit forschendem Geiste:
    Finden wirst du sogleich zu aller Bildung den Schlüssel.
    Denn so hat kein Tier, dem sämtliche Zähne den obern
    Kiefer umzäunen, ein Horn auf seiner Stirne getragen,
    Und daher ist den Löwen gehörnt der ewigen Mutter
    Ganz unmöglich zu bilden, und böte sie alle Gewalt auf;
    Denn sie hat nicht Masse genug, die Reihen der Zähne
    Völlig zu pflanzen und auch Geweih und Hörner zu treiben.

    Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von Willkür
    Und Gesetz, von Freiheit und Maß, von beweglicher Ordnung,
    Vorzug und Mangel erfreue dich hoch; die heilige Muse
    Bringt harmonisch ihn dir, mit sanftem Zwange belehrend.
    Keinen höhern Begriff erringt der sittliche Denker,
    Keinen der tätige Mann, der dichtende Künstler; der Herrscher,
    Der verdient, es zu sein, erfreut nur durch ihn sich der Krone.
    Freue dich, höchstes Geschöpf, der Natur! du fühlest dich fähig,
    Ihr den höchsten Gedanken, zu dem sie schaffend sich aufschwang,
    Nachzudenken. Hier stehe nun still und wende die Blicke
    Rückwärts, prüfe, vergleiche, und nimm vom Munde der Muse,
    Daß du schauest, nicht schwärmst, die liebliche volle Gewißheit.


    Autor: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
    Titel: Metamorphose der Tiere
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