Herrn Staatsminister von Voigt zur Jubelfeier
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Herrn Staatsminister von Voigt zur Jubelfeier
Von Berges Luft, dem Äther gleich zu achten,
Umweht, auf Gipfelfels hochwaldiger Schlünde,
Im engsten Stollen wie in tiefsten Schachten
Ein Licht zu suchen, das den Geist entzünde,
War ein gemeinsam köstliches Betrachten,
Ob nicht Natur zuletzt sich doch ergründe?
Und manches Jahr des stillsten Erdenlebens
Ward so zum Zeugen edelsten Bestrebens.
Im Garten auch, wo Dichterblumen sprossen,
Den äußern Sinn, den innern Sinn erquicken,
Gefahrlos nicht vor lustigen Geschossen,
Wie sie Eroten hin und wieder schicken,
Da haben wir der Stunden viel genossen
An frisch belebter Vorwelt heitern Blicken,
Gesellend uns den ewig teuren Geistern,
Den stets beredten, unerreichten Meistern.
Dahin bewegten wir von dornignen Pfaden
Verowrrnen Lebens gern die müden Schritte;
Dort fanden sich, zu gleicher Lust geladen,
Der Männer Tiefsinn, Frauengeist und Sitte,
Und Wissenschaft und Kunst und alle Gnaden
Des Musengottes reich in unsrer Mitte;
Bis endlich, längst umwölkt, der Himmel wettert,
Das Paradies und seinen Hain zerschmettert.
Nun aber Friede tröstend wiederkehret,
Kehrt unser Sinn sich treulich nach dem Alten,
Zu bauen auf, was Kampf und Zug zerstöret,
Zu sichern, wie‘s ein guter Geist erhalten.
Verwirrend ist‘s, wenn man die Menge höret;
Denn jeder will nach eignem Willen schalten;
Beharren wir zusamt in gleichem Sinne,
Das rechn‘ ich uns zum köstlichsten Gewinne.
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