Die schönsten Gedichte von A - Z für Feiertage, Festtage und sonstige besondere Anläße
www.feiertagsgedichte.de      Alle Autoren auf den Feiertagsseiten
Blumengrüsse von
fleurop.de
mit einem Gedicht von www.feiertagsgedichte.de
   Sie sind hier :  
Gedicht/Suchbegriff eingeben:
Gedichterubriken im Jahresverlauf
  1. Silvester/Neujahr
  2. Dreikönigstag, Epiphania
  3. Mariä Lichtmess
  4. Valentinstag
  5. Karneval, Fasching
  6. Josefstag
  7. Frühlings- und Ostergedichte
  8. Muttertagsgedichte
  9. über den Mai
  10. Christi Himmelfahrt/Vatertag
  11. Mariä Himmelfahrt
  12. Pfingsten
  13. Fronleichnam
  14. Siebenschläfer
  15. Sonnenwende, Johannistag
  16. Erntedankfest
  17. Kirchweih, Kirmes
  18. Halloween
  19. Allerheiligen
  20. Allerseelen
  21. Martinstag
  22. Volkstrauertag
  23. Totensonntag
  24. Weihnachtsgedichte

Sonstige Gedichterubriken

  1. Frühling
  2. Sommer
  3. Herbst
  4. Winter
  5. Geburtstag
  6. Erstkommunion/Konfirmation
  7. Hochzeit
  8. Kinder
  9. Liebe
  10. Natur
  11. Sprüche
  12. Tiere
  13. Sonstige
  14. Religion, Kirche, Gebete

www.feiertagsgedichte.de
ist ein Service von

  • www.weihnachtsseiten.de
  • www.osterseiten.de
  • www.muttertagsseiten.de
  • www.pfingstseiten.de
  • www.feiertagsseiten.de
  • www.brauchtumsseiten.de
  • Statistik für www.feiertagsgedichte.de

    Fleurop Blumengr��e

    Gedicht hinzufügen  |  Druck-Version  |  PDF Version  |  Buchtips  |  Zurück
    Translate this page into English Translate this page into English   |   Traduction française de cette page Pressure Version

    Deutscher Parnaß

    Deutscher Parnaß

    Unter diesen
    Lorbeerbüschen,
    Auf den Wiesen,
    An den frischen
    Wasserfällen
    Meines Lebens zu genießen,
    Gab Apoll dem heitern Knaben;
    Und so haben
    Mich im stillen
    Nach des Gottes hohem Willen,
    Hehre Musen auferzogen,
    Aus den hellen
    Silberquellen
    Des Parnassus mich erquicket,
    Und das keusche, reine Siegel
    Auf die Lippen mir gedrücket.

    Und die Nachtigall umkreiset
    Mich mit dem bescheidnen Flügel.
    Hier in Büschen, dort auf Bäumen
    Ruft sie die verwandte Menge,
    Und die himmlischen Gesänge
    Lehren mich von Liebe träumen.

    Und im Herzen wächs‘t die Fülle
    Der gesellig edlen Triebe,
    Nährt sich Freundschaft, keimet Liebe,
    Und Apoll belebt die Stille
    Seiner Täler, seiner Höhen;
    Süße laue Lüfte wehen.
    Alle, denen er gewogen,
    Werden mächtig angezogen,
    Und ein Edler folgt dem andern.

    Dieser kommt mit munterm Wesen
    Und mit offnem, heitrem Blicke;
    Diesen seh‘ ich ernster wandeln;
    Und ein andrer, kaum genesen,
    Ruft die alte Kraft zurücke;
    Denn ihm drang durch Mark und Leben
    Die verderblich holde Flamme,
    Und was Amor ihm entwendet,
    Kann Apoll nur wieder geben,
    Ruh‘ und Lust und Harmonien
    Und ein kräftig rein Bestreben.

    Auf, ihr Brüder!
    Ehrt die Lieder!
    Sie sind gleich den guten Taten.
    Wer kann besser als der Sänger
    Dem verirrten Freunde raten?
    Wirke gut, so wirkst du länger,
    Als es Menschen sonst vermögen.

    Ja! Ich höre sie von weiten:
    Ja! Sie greifen in die Saiten,
    Mit gewalt‘gen Götterschlägen
    Rufen sie zu Recht und Pflichten
    Und bewegen,
    Wie sie singen, wie sie dichten,
    Zum erhabensten Geschäfte,
    Zu der Bildung aller Kräfte.

    Auch die holden Phantasien
    Blühen
    Rings umher auf allen Zweigen,
    Die sich balde,
    Wie im holden Zauberwalde,
    Voller goldnen Früchte beugen.

    Was wir fühlen, was wir schauen
    In dem Land der höchsten Wonne,
    Dieser Boden, diese Sonne
    Locket auch die besten Frauen,
    Und der Hauch der lieben Musen
    Weckt des Mädchens zarten Busen,
    Stimmt die Kehle zum Gesange,
    Und mit schön gefärbter Wange
    Singet sie schon würd‘ge Lieder,
    Setzt sich zu den Schwestern nieder,
    Und es singt die schöne Kette,
    Zart und zärter um die Wette.

    Doch die eine
    Geht allein
    Bei den Buchen,
    Unter Linden,
    Dort zu suchen,
    Dort zu finden,
    Was im stillen Morgenhaine
    Amor Schalkisch ihr entwendet:
    Ihres Herzens holde Stille,
    Ihres Busens erste Fülle.
    Und sie träget in die grünen
    Schattenwälder,
    Was die Männer nicht verdienen,
    Ihre lieblichen Gefühle;
    Scheuet nicht des Tages Schwüle,
    Achtet nicht des Abends Kühle
    Und verliert sich in die Felder.
    Stört sie nicht auf ihren Wegen!
    Muse, geh‘ ihr still entgegen!

    Doch was hör‘ ich? Welch ein Schall
    Überbraus‘t den Wasserfall?
    Sauset heftig durch den Hain?
    Welch ein Lärmen, welches Schrein?
    Ist es möglich, seh‘ ich recht?
    Ein verwegenes Geschlecht
    Dringt ins Heiligtum herein.

    Hier hervor
    Strömt ein Chor!
    Liebeswut,
    Weinesglut
    Ras‘t im Blick,
    Sträubt das Haar!
    Und die Schar,
    Mann und Weib   —  
    Tigerfell
    Schlägt umher   —  
    Ohne Scheu
    Zeigt den Leib.
    Und Metall
    Rauer Schall
    Grellt ins Ohr.
    Wer sie hört,
    Wird gestört.
    Hier hervor
    Drängt das Chor;
    Alles flieht,
    Wer sie sieht.

    Ach, die Büsche sind geknickt!
    Ach, die Blumen sind erstickt
    Von den Sohlen dieser Brut!
    Wer begegnet ihrer Wut?

    Brüder, lasst uns alles wagen!
    Eure reine Wange glüht.
    Phöbus hilft sie uns verjagen,
    Wenn er unsre Schmerzen sieht;
    Und uns Waffen
    Zu verschaffen,
    Schüttert er des Berges Wipfel,
    Und vom Gipfel
    Prasseln Steine
    Durch die Haine.
    Brüder, faßt sie mächtig auf!
    Schloßenregen
    Ströme dieser Brut entgegen
    Und vertreib‘ aus unsern milden
    Himmelreinen Lustgefilden
    Diese Fremden, diese Wilden!

    Doch was seh‘ ich?
    Ist es möglich?
    Unerträglich
    Fährt es mir durch alle Glieder,
    Und die Hand
    Sinket von dem Schwunge nieder.
    Ist es möglich?
    Keine Fremden!
    Unsre Brüder
    Zeigen ihnen selbst die Wege!
    O die Frechen!
    Wie sie mit den Klapperblechen
    Selbst voraus im Takte ziehn!
    Gute Brüder, lasst uns fliehn!

    Doch ein Wort zu den Verwegnen!
    Ja, ein Wort soll euch begegnen
    Kräftig wie ein Donnerschlag.
    Worte sind des Dichters Waffen
    Will der Gott sich Recht verschaffen,
    Folgen seien Pfeile nach.

    War es möglich, eure hohe
    Götterwürde
    Zu vergessen! Ist der rohe
    Schwere Thyrsus keine Bürde
    Für die Hand, auf zarten Saiten
    Nur gewöhnet hinzugleiten?
    Aus den klaren Wasserfällen,
    Aus den zarten Rieselwellen
    Tränket ihr
    Gar Silens abscheulich Tier?
    Dort entweiht es Aganippen
    Mit den rohen breiten Lippen,
    Stampft mit ungeschickten Füßen,
    Bis die Wellen trübe fließen.

    O wie möcht‘ ich gern mich täuschen;
    Aber Schmerzen fühlt das Ohr!
    Aus den keuschen
    Heil‘gen Schatten
    Dringt verhasster Ton hervor:
    Wild Gelächter
    Statt der Liebe süßem Wahn!
    Weiberhasser und Verächter
    Stimmen ein Triumphlied an.
    Nachtigall und Turtel fliehen
    Das so keusch erwärmte Nest,
    Und in wütendem Erglühen
    Hält der Faun die Nymphe fest.
    Hier wird ein Gewand zerrissen,
    Dem Genusse folgt der Spott,
    Und zu ihren frechen Küssen
    Leuchtet mit Verdruss der Gott.

    Ja, ich sehe schon von weiten
    Wolkenzug und Dunst und Rauch.
    Nicht die Leier nur hat Saiten,
    Saiten hat der Bogen auch.
    Selbst den Busen des Verehrers
    Schüttert das gewalt‘ge Nahn;
    Denn die Flamme des Verheerers
    Kündet ihn von weiten an.
    O vernehmt noch meine Stimme,
    Meiner Liebe Bruderwort!
    Fliehet vor des Gottes Grimme,
    Eilt aus unsern Grenzen fort!
    Dass sie wieder heilig werde,
    Lenkt hinweg den wilden Zug!
    Vielen Boden hat die Erde
    Und unheiligen genug.
    Uns umleuchten reine Sterne,
    Hier nur hat das Edle Wert.

    Doch wenn ihr aus rauer Ferne
    Wieder einst zu uns begehrt,
    Wenn euch nichts so sehr beglücket,
    Als was ihr bei uns erprobt,
    Euch nicht mehr ein Spiel entzücket,
    Das die Schranken übertobt:
    Kommt als gute Pilger wieder,
    Steiget froh den Berg heran,
    Tiefgefühlte Reuelieder
    Künden uns die Brüder an,
    Und ein neuer Kranz umwindet
    Eure Schläfe feierlich.
    Wenn sich der Verirrte findet,
    Freuen alle Götter sich.
    Schneller noch als Lethe‘s Fluten
    Um der Toten stilles Haus,
    Löscht der Liebe Kelch den Guten
    Jedes Fehls Erinnrung aus.
    Alles eilet euch entgegen,
    Und ihr kommt verklärt heran,
    Und man fleht um euren Segen;
    Ihr gehört uns doppelt an!


    Autor: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
    Titel: Deutscher Parnaß (1798)
    Alle Johann Wolfgang von Goethe Gedichte

    Sonstiges
    Valentinstag_2016_180x150

    Hier geht's wieder zurück