An die Freunde
Es löste Gott das langverhaltne Brausen
Der Ströme rings — und unser ist der Rhein!
Auf freien Bergen darf der Deutsche hausen
Und seine Wälder nennt er wieder sein.
So brach gewaltig und mit kühnem Grausen
Ein mächt‘ger Frühling in die Welt herein,
Und alle sah man ringen, fechten, sterben —
O Heldenlust, in solchem Lenz zu leben!
Jetzt ist der Friede wieder wohl gekommen,
Gesühnt ist manche Sünde vor‘ger Zeit,
Doch wird der Kampf nicht von der Welt genommen,
So lang der Mensch sich ernstrem Streben weiht.
Es hat der Krieg den Funken kühn entglommen,
Das schlechte stürzt er um im blut‘gen Streit:
Das Bess‘re auf den Trümmern aufzuführen,
Muß sich nun Geister-Kampf lebendig rühren.
Nennt mir die Palme eures hohen Strebens!
Bequeme Rast ist nicht des Lebens wert,
Nach Ruh sehnt sich die Menschenbrust vergebens,
Erkämpft will sein, was hoher Sinn begehrt.
Ein Krieger bleibt der größre Mann zeitlebens,
Er kämpft mit Rede, Büchern, oder Schwert,
Und rechter Friede wird nur da geschlossen,
Wo jedem Streiter seine Palmen sprossen.
Wild rast der Krieg: Land, Herzen, Städte brennen,
Der Tag, er kommt und scheidet blutigrot;
Doch spannt der Friede ab die tapfern Sennen,
Dann hüte dich, mein Volk, vor größrer Not!
Denn tiefres Wehe weiß ich noch zu nennen:
Erschlafftes Ruhen ist der Völker Tod.
Umsonst geflossen ist das Blut im Kriege,
Sind wir unwürdig selbst der hohen Siege.
So laßt uns unser Deutschland denn umstellen,
Bewachend brüderlich in treuer Hut,
Mit Lehren, Rat und Sang die Herzen schwellen,
Daß sie bewahren rein die heil‘ge Glut,
Den Ernst, den sie erkämpft in Bluteswellen,
Der Ehre Hort, Eintracht und freud‘gen Mut!
Friese dem Herd und ew‘ger Krieg dem Bösen, —
So mag uns Gott von aller Schmach erlösen!
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