(1)
Luft‘ge Vögel in dem Wald,
Singt, solang es grün,
Ach wer weiß, wie bald, wie bald
Alles muß verblühn!
Sah ich‘s doch vom Berge einst
Glänzen überall,
Wußte kaum, warum du weinst,
Fromme Nachtigall.
Und kaum ging ich über Land,
Frisch durch Lust und Not,
Wandelt‘ alles, und ich stand
Müd‘ im Abendrot.
Und die Lüfte wehen kalt
Übers falbe Grün,
Vöglein, euer Abschied hallt —
Könnt‘ ich mit euch ziehn!
(2)
O Herbst, in linden Tagen
Wie hast du rings dein Reich
Phantastisch aufgeschlagen,
So bunt und doch so bleich!
Wie öde, ohne Brüder,
Mein Tal so weit und breit,
Ich kenne dich kaum wieder
In dieser Einsamkeit.
So wunderbare Weise
Singt nun dein bleicher Mund,
Es ist, als öffnet‘ leise
Sich unter mir der Grund.
Und ich ruht‘ überwoben,
Du sängest immerzu,
Die Linde schüttelt‘ oben
Ihr Laub und deckt mich zu.
(3)
Schon kehren die Vögel wieder ein,
Es schallen die alten Lieder,
Ach, die fröhliche Jugend mein,
Kommt sie wohl auch noch wieder?
Ich weiß nicht, was ich so töricht bin!
Wolken im Herbstwind jagen,
Die Vögel ziehn über die Wälder hin,
Das klang wie in Frühlingstagen.
Dort auf dem Berge da steht ein Baum,
Drin jubeln die Wandergäste,
Er aber, müde, rührt wie im Traum
Noch einmal Wipfel und Äste.
(4)
Mir träumt, ich ruhte wieder
Vor meines Vaters Haus
Und schaute fröhlich nieder
Ins alte Tal hinaus,
Die Luft mit lindem Spielen
Ging durch das Frühlingslaub,
Und Blütenflocken fielen
Mir über Brust und Haupt.
Als ich erwacht, da schimmert
Der Mond vom Waldesrand,
Im salben Scheine flimmert
Um mich ein fremdes Land,
Und wie ich ringsher sehe:
Die Flocken waren Eis,
Die Gegend war vom Schnee,
Mein Haar vom Alter weiß.
(5)
Es schauert der Wald vor Lust,
Die Sterne nun versanken,
Und wandeln durch die Brust
Als himmlische Gedanken.
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