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    Horrido & Weidmannsheil

    Horrido & Weidmannsheil

    Festgedicht zu Ehren der Goslarer Schützen
    im 785. Jahre ihres Bestehens 2005
    und zu ihrem Schützenfest


    Wie schön, daß es die Schützen gibt,
    weil ja ihr Fest wohl jeder liebt:
    Besonders wenn die Sonne lacht
    und Unternehmungslust entfacht,
    kommen Besucher immer gern
    gleich massenhaft aus nah und fern
    - von des Rummels Glitzerwelt
    angelockt - aufs Osterfeld.
    Dicht an dicht stehn dort die Stände
    auf dem weiten Freigelände,
    wo sehr viele große, kleine
    Menschen meistens nicht alleine
    im Schützenrock wie in Zivil
    ganz fasziniert von Spaß und Spiel
    munter manche Runde drehen,
    um auch ja alles zu sehen.
    Das Angebot ist riesengroß
    und auf dem Platz der Teufel los.
    Vergnügt gönnt man für bares Geld
    sich gern all jenes, was gefällt:

    Kandierte Äpfel, Bratwurst, Eis,
    Fischbrötchen, Schmalzgebäck, noch heiß,
    gebrannte Mandeln oder Schinken
    Burgunder Art und was zu trinken,
    ein Bier vom Faß, ganz frisch gezapft,
    eh man gemütlich weiterstapft,
    von Stand zu Stand, von Zelt zu Zelt
    und unterwegs auch karussellt,
    an Schießbuden auf Rosen zielt,
    beim Loskauf mit Fortuna spielt,
    vom Riesenrad den Platz beschaut
    oder beherzt "den Lukas haut".
    Erglänzt nachts gar ein Feuerwerk,
    sprüht Sterne überm Petersberg,
    schaut wohl ein jeder im Gewimmel
    begeistert hoch zum Festplatzhimmel!
    Häufig sorgt die Menschenmenge
    für so hautnahes Gedränge,
    daß mancher seinen Vordermann
    plötzlich ganz gut riechen kann!

    Wen stört das schon? Das hört dazu!
    Nur tretet euch nicht auf die Schuh
    und bei nem klitzekleinen Schwips
    auch nicht gleich unwirsch auf den Schlips:
    Löscht schön in Maßen euren Durst,
    denn dabei gehts nicht um die Wurst -
    wie bei den Schützen, wenn sie schießen
    und ihrer Besten Sieg begießen!
    Der Schützen Fest hat Tradition
    Es war im Mittelalter schon
    des Jahres "Highlight" und "Event",
    wie man das heutzutage nennt.
    Als Bruderschaft mit frommen Pflichten
    waren die Schützen einst mitnichten
    von Anfang an ne Abwehr-Truppe,
    sondern ne religiöse Gruppe
    mit Sankt Sebastian als "Boß",
    weil sie halt zum Vergnügen schoß -
    nach Feierabend sozusagen
    und oft begleitet von Gelagen.

    Man nahm an Prozessionen teil,
    bat für der Toten Seelenheil,
    ging zur Kirche, pflegte Kranke,
    tat viel Gutes Gott zum Danke.
    Der Schützen Tun, vom Vogt geführt
    (er ward von "Vormündern" gekürt),
    war gottgefällig, ohne Tadel.
    Doch Fehden zwischen Stadt und Adel
    (so manche Fürsten jener Zeit
    warn raffgierig und kampfbereit,
    sahen mit Neid der Städte Macht
    sowohl bei Tag als auch bei Nacht)
    weckten verstärkt den Wunsch nach Schutz:
    Man förderte, dem Feind zum Trutz
    von ratsseite nun wirklich weise
    (auch durch die Stiftung schöner Preise),
    das Wirken dieser Schützengilden,
    um alle Bürger auszubilden
    an weit reichendem Schießgeräte
    wie der Armbrust und Muskete.

    Der Lindenplan vor Goslars Toren
    wurde vom Rat einst auserkoren
    zu unsrer Schützen Übungsstätte:
    Dort schossen sie auch um die Wette
    alljährlich bei dem Schützenfeste
    auf einen "Baum", ganz ohne Äste,
    den "Papageienbaum" - ne lange
    frei aufgestellte "Vogelstange",
    an der als Ziel ein Adler hing,
    dems Schuß für Schuß ans Leder ging,
    wovon das Federvieh nichts spürte,
    weil man es hölzern konstruierte.
    Der "Papagei" bestand aus Teilen,
    die galts zu treffen mit den Pfeilen -
    und traf wer den Verbindungskeil,
    fiel auch der Vogel: "Weidmannsheil!".
    Den Kopf verlor er, das Gefieder,
    sogar die Klauen fielen nieder
    wie reifes Obst, warn sie getroffen:
    Manch Schütze tat vergeblich hoffen -

    er fehlte oft vielleicht nur knapp.
    Doch einer "schoß den Vogel ab"
    mit sichrer Hand und scharfem Blick
    und manchmal auch mit etwas Glück!
    Das war der Sieger, war der "King" -
    klar, daß es jetzt ans Feiern ging,
    zumal die Stadt ja Bier spendierte,
    was jeder Schütze gern goutierte.
    Bald kam das Schießgewehr in Schwange -
    statt auf besagte Vogelstange
    ward von den wackren Schießgenossen
    auf große Holzscheiben geschossen,
    in denen dann die Kugeln staken
    aus Scheiben-, Pers-Rohren und Haken.
    Die Schießbahn lag vor einem Wall,
    damit auch ja kein Unglücksfall
    passiert' und wer vorüberging,
    sich keine Büchsenkugel fing!
    (Im Graben schoß man gar mit "Bassen" -
    Geschützen, die echt Pfunde fassen

    und weiter als Gewehre tragen -
    an Übungs- und an Wettkampftagen.)
    Sein Ziel aus Holz voll im Visier,
    rückte der stolze "Musketier"
    der zugewiesnen Schützenscheibe
    mit Pulver und krawumm! zu Leibe:
    Der "Anzeiger", den man erwählte,
    der war es, der die Treffer zählte.
    Dabei galts "überhaupt" zu siegen
    sowie "im Meisten" vorn zu liegen
    als jeweils "bester Mann" und "König" -
    so eine Ehre war nicht wenig,
    zumal die zwei, die so gut schossen,
    auch manche Vorrechte genossen!
    Die "Majestäten" ziert ne Kette,
    die jeder Schütze gerne hätte,
    und werden so, wies sich gebührt,
    beim Schützenfeste "proklamiert".
    Wer sich als Meisterschütz' bewährt,
    der wird auch künftig hoch geehrt:

    Ob Mann, ob Frau, alt oder jung -
    beim Fest erfolgt die Würdigung
    und tönt aus durstger Schützenkehle
    das "Horrido!" mit Leib und Seele.
    Beim Fest ward früher mit Bedacht
    zugleich viel Politik gemacht.
    Städte verbündeten sich hier -
    dabei floß immer reichlich Bier,
    das auch dem braven Bürger schmeckte,
    der sich danach die Lippen leckte.
    Einst Feinde, nahmen jetzt als Gäste
    selbst Fürsten teil am Schützenfeste,
    hatten am Schießen ihre Freude
    und taten keinem was zuleide.
    Das war mal anders, lang ists her,
    da kamen Städte mehr und mehr
    zu Einfluß, Wohlstand, wurden reich.
    So mancher Fürst und Oberscheich
    litt angesichts derartger Schätze
    ganz tierisch an des Neides Krätze.

    Er rasselte im Burgbergnebel
    gar furchterregend mit dem Säbel
    und wollte auch sein Stück vom Kuchen.
    Das mußte er nicht lange suchen,
    denn es lag quasi vor der Tür -
    zum Greifen nah für seine Gier.
    Prompt griff er solche Städte an,
    in denen - Pech! - fast jeder Mann
    bald wehrhaft unter Waffen stand,
    was so ein Kerl kaum lustig fand,
    der Überfall im Schilde führte
    und dank der Schützengilden spürte,
    daß räuberischer Übermut
    nicht rechtens wird durch blaues Blut.
    Jetzo gabs von tapfren Schützen
    schwer eins auf die Fürstenmützen,
    wenn son Typ mit seinen Leuten
    herzog, um was zu erbeuten:
    Nun pfiffen Ihro Wohlgeboren
    spitze Pfeile um die Ohren

    sowie reichlich "blaue Bohnen",
    die auch "Blaublüter" nicht schonen.
    Potzdonnersakramentundblitz!
    Wenn Schützen schossen, wars kein Witz!
    Das merkte Herzog Christian
    von Braunschweig, der griff Goslar an
    und suchte allen Ernstes Zoff:
    Auch halberstädtscher Fürstbischof,
    rückte der gegen Goslar vor,
    griff an das Claus- und Vititor,
    hofft' auch am Wasserloch auf Sieg,
    damals, im Dreißigjährgen Krieg.
    Pustekuchen: Auf den Mauern
    taten schon die Schützen lauern
    mit Geschützen und Musketen
    und die lehrten ihn das Beten!
    Ja, den "tollen Halberstädter",
    den empfing ein Donnerwetter
    an den Toren, von den Türmen,
    daß er floh, statt sie zu stürmen.

    Die Angriffslust ließ ihn im Stich -
    man sah, wie er von dannen schlich,
    geschlagen, blutig abgewehrt
    und nie ist er zurückgekehrt!
    Schutz zu bieten vor den Fürsten,
    die nach reicher Beute dürsten,
    war einst der Schützen größte Ehr
    und hehre Pflicht der Bürgerwehr.
    Dazu taten alle Schützen
    anfangs Armbrüste benützen,
    die den Männern, wenn sie zielten,
    schon den Feind vom Leibe hielten
    und selbst Rüstungen durchschlugen,
    nahten Ritter, die sie trugen!
    Später gab es Feuerwaffen,
    die das noch viel besser schaffen
    und alle Schützen übten brav,
    damit das Blei im Ernstfall traf.
    Der Schützen einstger frommer Zweck,
    fiel schon zur Zeit von Luther weg.

    Ihre Funktion als Stadtstreitkraft
    ward später gleichfalls abgeschafft.
    Was von den Traditionen blieb,
    hat jeder Schütz bis heute lieb,
    zum Beispiel Wettschießen und Feste -
    die sind vielleicht ja eh das beste!
    All das fand statt am Lindenplan;
    doch dann kam prompt die Eisenbahn
    und legte ihren Schienenstrang,
    direkt auf dem Gelände lang.
    Man suchte grollend nach Ersatz:
    Das Osterfeld ward Schützenplatz
    und schiessen tat man nah der Klus
    - ein weiter Weg, zumal zu Fuß -
    am Petersberg. Auch das Quartier,
    der Schützen Haus, lag nunmehr hier.
    Mit Holz verschalt am Klusteich stand
    es viele Jahre linkerhand
    des Osterfelds, recht schmucklos, schlicht –
    man war auf Ortswechsel erpicht.

    Und die Schützen suchten fleissig:
    Anno neunzehneinunddreissig
    zogen sie mit Gottes Segen
    in den Neubau, rechts gelegen
    mit neuem Schießstand längs des Felds,
    dank eignen und geliehnen Gelds.
    Das Haus ward festlich eingeweiht
    und ist ihr Domizil bis heut,
    wird es wohl auch in Zukunft sein,
    denn es ist schön und nicht zu klein.
    Der Grund, auf dem die Gilden ruhten,
    sind bis heute die Statuten.
    Sie regeln quasi jeden Schuß
    und wie man sich verhalten muß,
    will man ein guter Schütze sein -
    im Leben so, wie im Verein.
    Wer übrigens in frühren Tagen
    insofern Anlaß gab zu Klagen,
    bekam prompt - Vorsicht Risiko! -
    schon mal die Pritsche auf den Po.

    So ein Zuchtloser, son Dreister,
    war ein Fall fürn "Pritschenmeister".
    Der nahm sich einst, meist mit Humor,
    beim Fest auch solche Gäste vor,
    die das Picheln nicht vertrugen
    und über die Stränge schlugen.
    Pritschend kühlte er die Müter
    als der Gilde Ordnungshüter,
    gab außerdem beim Umzug acht,
    daß keiner einen Blödsinn macht'
    und den Marsch der Schützen störte,
    weil sich sowas nicht gehörte!
    Schützenpatron Sebastian
    schaut sich das Fest der Schützen an
    voll Wohlgefallen, weil hienieden,
    nun alle feiern ganz in Frieden.
    Das Kriegsbeil zwischen Fürst und Stadt,
    durch das auch Goslar Schützen hat,
    ist längst Geschichte, längst begraben -
    und sicher fressen den die Raben,

    der ihres Festes Lustbarkeit
    mutwillig trübt durch Zank und Streit:
    Was du nicht willst, das man dir tu,
    das füg auch keinem andern zu!
    Die Sonne scheint, der Rummel lockt;
    selbst wenn der Wettergott mal bockt
    und es echt launisch regnen lässt –
    auch dies Jahr wirds ein Schützenfest,
    das ganz bestimmt kein Mensch vergisst,
    der einmal dort gewesen ist.


    Autor: Henning Brunke
    Titel: Horrido & Weidmannsheil
    Copyright: © Henning Brunke
    gepostet von Henning Brunke
    Date: 30.11.2011 18:23

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