Mein Freund
Dem Schmerze weih' ich meine Lieder,
Er ist mir angetraut,
Legt sich des Abends bei mir nieder,
Weckt, wenn der Morgen graut.
Er steht vor meines Hauses Stufen
Mit bloßgezognem Schwert,
Hält alles fern, was ungerufen
Den Einlaß hier begehrt.
Nur manchmal ladet er zu Gaste
Sich seine Schwester Leid,
Die bleibt dann lang bei uns zu Raste
Und näht für mich ein Kleid.
Er ist mein treuester Gefährte,
versorgt mich stets mit Wein,
Gießt, wenn ich schon den Becher leerte,
Mir gleich von neuem ein.
Nun sagt, bin ich nicht zu beneiden,
Wer hat wohl solchen Freund?
Der Tod allein nur kann uns scheiden,
So eng sind wir vereint.
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